Unfallversicherung ohne Gesundheitsprüfung - dafür mit Leistungskürzungen

Eine Gesundheitsprüfung vor Vertragsbeginn ist mit erhöhtem Arbeitsaufwand verbunden und führt u.a. zu Leistungsausschlüssen, Risikozuschlägen oder Antragsablehnung. Dies gilt für alle biometrischen Versicherungen, also auch für die Unfallversicherung. Verzichten die Gesellschaften auf eine solche Gesundheitsprüfung, muss der Versicherte dafür anderswo Abstriche in Kauf nehmen.

unfallversicherung-gesundheitsprüfung"Und das alles ohne Gesundheitsfragen!", so oder ähnlich lauten die Werbeaussagen einiger Versicherungen bei einer Unfallversicherung ohne Gesundheitsprüfung. Stellt sich die Frage, wie solche Tarife kalkuliert sind und wie sich die Beiträge möglicherweise entwickeln werden.

Einige Versicherer, darunter die Ideal Versicherung AG oder die ADAC Schutzbrief Versicherung-AG verzichten mittlerweile auf eine solche Gesundheitsprüfung. Die Volkswohlbund Tochter Prokundo GmbH kündigte an, künftig ebenfalls auf eine Gesundheitsprüfung in der Unfallversicherung zu verzichten. Dies ist aber in Teilbereichen mit Skepsis zu betrachten.

Derr der Verzicht auf die Gesundheitsfragen bedeutet nicht zwangsläufig, dass Kunden automatisch in die Versicherung aufgenommen werden. „Über Prokundo sind in der Unfallversicherung grundsätzlich alle Kunden zwischen 0 und 59 Jahren versicherbar“ gibt Volkswohlbund-Sprecherin Simone Szydlak an. Personen mit Pflegebedarf, mit einer Behinderung von mehr als 30 Prozent oder mit einer Erwerbsminderung seien allerdings von einem Versicherungsschutz ausgeschlossen.

Im Invaliditäts- oder Todesfall behält sich Prokundo Leistungskürzungen vor, sofern Krankheiten oder Gebrechen eine Mitwirkung von 25 Prozent oder mehr auf die durch einen Unfall verursachte Gesundheitsschädigung hatten. Unfälle, die auf Geistes- oder Bewusstseinsstörungen zurückzuführen sind, werden ebenfalls nicht in den Versicherungsschutz mit einbezogen. Ausgenommen sind hier Unfälle, die auf einer durch Trunkenheit entstandenen Bewusstheitsstörung basieren.

Stellt man sich die Frage, für wen eine Versicherung ohne Gesundheitsfragen grundsätzlich sinnvoll ist, drängt sich schnell die Antwort auf: Für Kranke, die mit Gesundheitsprüfung keine Absicherung erhalten würden. Bei einer Versichertengemeinschaft mit überdurchschnittlich hohem "Krankenanteil" fallen in der Regel jedoch auch mehr Leistungsfälle an. Dies kann aber nur über eine höhere Prämie oder eine stetige Beitragsanpassung dargestellt werden.

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Unsere Empfehlung: Personen, die sich getrost einer Gesundheitsprüfung stellen können, sollten dies auch tun. Denn damit landen sie in einer vermeintlich "gesünderen" Versichertengemeinschaft, voraussichtlich mit geringerer Prämie und stabileren Beiträgen. Für Personen, die mit Gesundheitsfragen nicht zu versichern wären, bieten die neuen Tarife ohne Prüfung des Gesundheitszustandes eine interessante Alternative zur finanziellen Absicherung ihres persönlichen Unfallrisikos.

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