Gesetzliche Krankenkassen (GKV): Zusatzbeiträge ziehen 2020 an

Gesetzlich Versicherten drohen in den nächsten Jahren deutliche Beitragserhöhungen. Zum Jahreswechsel haben bereits einige Kassen den individuellen Zusatzbeitrag erhöht, Absenkungen des Zusatzbeitrags sind bislang nicht bekannt.

deliktunfaehige-kinder-haftpflichtDie gesetzlichen Krankenkassen haben einiges auf der hohen Kante. Im September 2019 lagen die Reserven bei knapp 21 Milliarden Euro, was in etwa einer Monatsausgabe entspricht. Doch die Reserven schrumpfen. In den ersten drei Quartalen 2019 lag das Minus bei 741 Millionen Euro. Grund dafür: Die Ausgaben stiegen um mehr als fünf Prozent, während die Einnahmen nur um 3,6 Prozent zunahmen. Für das Gesamtjahr 2019 rechnet die Branche mit einem Minus von mehr als 1,3 Milliarden Euro.

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Altenquotient zu GKV-Höchstbeitrag 1990 bis 2030

Einige Krankenkassen werden im Jahr 2020 den individuellen Zusatzbeitrag nach oben anpassen, Senkungen sind indes nicht bekannt. Unterm Strich werden die Beiträge also weiter steigen, auch wenn der gesetzliche Beitragssatz mit 14,6 Prozent in 2020 stabil bleibt. Branchenkenner rechnen aber vor allem in den kommenden Jahren mit weiteren Beitragsanstiegen. Denn ab 2020 werden die ersten der so genannten "Babyboomer", also die geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge, die zwischen 1955 und 1969 geboren wurden, in den Ruhestand gehen. Einerseits sinken dadurch die Einnahmen, andererseits wird es immer mehr ältere Menschen geben. Und mit zunehmendem Alter steigen die Krankheitskosten und damit die Ausgaben der gesetzlichen Kassen.

1990 kamen auf einen Rentner 4,2 Erwerbstätige, im Jahr 2030 werden es voraussichtlich nur noch halb so viele, nämlich 2,1 Erwerbstätige pro Rentner sein. Zudem leben die Rentner immer länger. Ein Rentner wurde 1990 im Durchschnitt 81,3 Jahre alt. Im Jahr 2030 leben die Rentner mehr als sieben Jahre länger als 1990, nämlich bis 88,5 Jahre. Auch dies wird vermutlich die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen erhöhen, hinzu kommt die medizinische Inflation, die ohnehin etwas höher liegt als die normale Teuerungsrate.

Natürlich werden auch privat Versicherte älter und auch die demografische Entwicklung ist identisch. Allerdings erfolgt hier die Kalkulation der Beiträge nach so genannten Kohorten. Das sind Jahrgänge innerhalb eines Tarifes. Jeder Jahrgang wird im Prinzip "gemeinsam alt" und bildet frühzeitig Rücklagen für das Alter. Je nach Tarif betragen diese Rücklagen bis zu 50 Prozent des Zahlbeitrages. Die Rücklagen dienen in erster Linie dazu, die höheren Krankheitskosten im Alter aufzufangen und die Beiträge stabil zu halten oder sogar abzusenken.

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